5. April 2013

Marathon No. 10: 6 Stundenlauf Lassee

Es ist geschafft: 10% auf dem Weg zu meinem Langzeitziel sind erreicht. Was 2011 mit dem Wunsch einmal einen Marathon zu Laufen begann, hat sich zum Projekt 100 Marathonläufe weiterentwickelt. Daher freut es mich besonders, dass ich vergangene Woche Sonntag den Meilenstein 10% erreicht habe. 10 Marathonläufe in 2 Jahren. Davon 8 innerhalb der letzten 12 Monate. Soviel zur Analytik.

Der 10te Marathon führte mich nach Lassee, einer kleinen Gemeinde im Osten Niederösterreichs. Heuer organisierte der Ort zum zweiten Mal einen 6-Stunden-Lauf. Das Besondere an diesem Lauf ist, dass der Erlös der Veranstaltung dem Sterntalerhof zugute kommt. Damit tragen der Ort und die Teilnehmer etwas dazu bei, dass das das Team des Sterntalerhofs ihre Mission, Familien mit schwerkranken Kindern zu helfen, erfüllen kann.

Bei winterlichen  Temperaturen um 0 Grad Celsius fiel um 11:00 Uhr der Startschuss. Der letzte Lauf über eine Marathondistanz war bei mir schon etwas länger her und im Training dominierten vor allem Distanzen bis zu zwei Stunden. Entsprechend vorsichtig machte ich mich auf den Weg. Mein Ziel für diesen Lauf war das 10te Mal weiter als 42,195 Kilometer zu laufen. Mit meinen bisherigen Erfahrungen ein erreichbares Ziel. Nach drei Stunden waren rund 28 Kilometer geschafft.

Geschafft war ich auch. Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt bei einem Lauf über 6 Stunden waren für mich neu. Meine Beine - vor allem die vordere Oberschenkelmuskulatur - machten sich bemerkbar. Einfach aufhören, es könnte doch so angenehm sein. Hinsetzen, Ausruhen, Entspannen. Die Verlockung war da - neben der Strecke war das Auto und es wäre doch so einfach...

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt schallte aus den Kopfhörer das Lied von Pink - try, try, try. Eigentlich ein Lied über verletzte Gefühle in einer zwischenmenschlichen Beziehung - ein Lied über Liebe, Betrug, Vergebung und Weitermachen -  hat sich für mich in der Situation mein eigener Sinn aus dem Refrain erschlossen:
6 Stundenlauf Lassee
Die Hälfte ist geschafft

Where there is desire, there is gonna be a flame
Where there is a flame, someone's bound to get burned
But just because it burns, doesn't mean your gonna die
You gotta get up and try, and try, and try
Gotta get up and try, and try, and try
You gotta get up and try, and try, and try

Wenn man etwas sehnsüchtig verfolgt, man für eine Sache brennt, dann kommt es unweigerlich zu Herausforderungen. Manchmal sind diese nicht unbedingt so, wie man es sich vorgestellt hat. Nur, einfach weil es schmerzt, bedeutet noch lange nicht das Ende einer Sache. Wichtig ist es wieder aufzustehen und weiterzumachen. Vor allem das Try, try, try hat sich eingeprägt.

Na gut, dachte ich mir, schmerzt es halt. Also einfach einen Fuss vor den anderen setzen - kleine Schritte. Auch wenn dadurch keine persönliche Bestleistung herauskommt, wichtig ist einfach das Ziel im Blick zu behalten und weiterzumachen. So verging die vierte Stunde und es wurde tatsächlich wieder einfacher.  Durch das entsprechend langsame Tempo hatte ich auch Gelegenheit die anderen Läufer und Walker zu beobachten. Viele waren zum Lauf gekommen, manch Profisportler, zahlreiche Freizeitsportler, Männer und Frauen Und jeder gab das beste was er zu geben hatte.

Vor allem der österreichische Extremsportler Rainer Predl beeindruckte mich durch seine Leistung. Ursprünglich hatte er geplant in 7 Tagen 1.000 Kilometer zu laufen. Nach 4 Tagen war auf seinem Facebook-Profil zu lesen, dass er Probleme mit seinem Sprunggelenk hatte. Dennoch, er hat weiter gemacht. Obwohl das Ziel in weite Ferne gerückt war, obwohl die 1.000 Kilometer unerreichbar, hat er dennoch 7 Tage durchgehalten. Am Ende waren es für ihn rund 650 Kilometer. Ob nun 1.000 oder 650 Kilometer ist egal - hauptsache man bleibt am Ball und verfolgt seine Träume.

Am Ende nach 6 Stunden konnte ich mich über 50,5 Kilometer freuen. Ein weiterer Marathon geschafft und um eine Erfahrung reicher.